Kristin und Klejdi (links) werden interviewt von Luna (rechts) Fotos: AGSA
Klejdi, Kristin und Luna über ihren Freiwilligendienst im einewelt haus
Zwischen den vielen Mitarbeiter:innen des einewelt haus verstecken sich auch viele Jugendliche. Tatsächlich haben sie hier die Möglichkeit, einen Freiwilligendienst zu absolvieren und sich für ein Jahr bei der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt zu engagieren. Sowohl deutsche Jugendliche als auch europäische Jugendliche können an diesem Projekt teilnehmen. Ich absolviere selbst einen Europäischen Freiwilligendienst: Mein Name ist Luna Labollita, ich bin neunzehn Jahre alt, komme aus Italien und unterstütze Manja Lorenz in der Öffentlichkeitsarbeit. Meiner Auffassung nach ist dieses Projekt eine wichtige Gelegenheit für Jugendliche und da noch nicht viel darüber gesprochen wurde, habe ich den Teilnehmern ein paar Fragen gestellt, damit wir sie und ihre Projekte besser kennenlernen können.
Interview: Luna Labollita
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Stellt euch bitte kurz vor
Hallo, ich bin Kristin Nebauer und ich bin noch achtzehn Jahre alt. Letztes Jahr habe ich mein Abitur absolviert und nun mache ich mein FSJ-Politik hier in der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt seit September 2022 bis September 2023.
Hallo, ich bin Klejdi Cullhaj, ich bin zwanzig Jahre alt und ich komme aus Albanien. Ich habe Germanistik studiert und ich mache gerade einen europäischen Freiwilligendienst in der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt seit Ende Oktober 2022 bis September 2023.
Welche Aufgabe übernehmt ihr bei der AGSA?
Kristin: Ich mache mein FSJ-Politik im Fachbereich von Daniel Adler, das heißt im Bereich der internationalen Jugendarbeit, und meine Aufgaben sind vor allem: Workshops vorbereiten, die internationale Jugendbegegnung „EUROCAMP des Landes Sachsen-Anhalt“ organisieren und ich bereite jetzt mit anderen europäischen Freiwilligen zwei Mal im Monat das Sprachcafè vor. Das ist ein Fremdsprachtreff, der im einewelt Haus stattfindet. Ansonsten erledige ich die Büroaufgaben, die in der Woche anfallen.
Klejdi: Ich mache meinen Freiwilligendienst auch im Fachbereich von Daniel. Deswegen sind meine Aufgaben fast die Gleichen und ich unterstütze Kristin und Daniel bei unseren Projekten.
Wie habt ihr dieses Projekt kennengelernt?
Kristin: Letztes Jahr habe ich mein Abitur gemacht und ich wusste, dass ich danach nicht direkt studieren möchte, sondern noch ein Jahr zwischendurch machen möchte. Ich habe von einer Bekannten gehört, dass man in der Auslandsgesellschaft ein FSJ machen kann und dann habe ich den Kontakt von Daniel bekommt. Ich habe Daniel angeschrieben und dann hatte ich ein Gespräch mit ihm und so hat sich entwickelt, dass in September mein FSJ-Politik in der Auslandsgesellschaft angefangen habe.
Klejdi: Ich habe am „EUROCAMP“ teilgenommen und da hat Linda Koch, das heißt die vorherige Koordinatorin des Freiwilligendienstes im Europäischen Solidaritätskorps und Mitarbeiterin für internationale Jugendbildung, mir etwas über dieses Projekt erzählt: welche Rolle ich dabei spielen sollte und welche Aufgabe ich übernehmen sollte. Ich fand dieses Projekt großartig, aus diesem Grund habe ich mich beworben und jetzt bin ich da.
Warum habt ihr entschieden, an diesem Projekt teilzunehmen?
Kristin: Wie gesagt, ich wollte nicht direkt anfangen zu studieren, sondern erstmals was komplett Neues für mich machen und nach dem Gespräch mit Daniel habe ich gedacht, dass dieses Projekt sehr gut klingt und dass es für mich auch interessant ist.
Klejdi: Ich wollte eine neue Erfahrung in meinem Leben erleben. Zudem, da ich Germanistik studiert habe, wollte ich nach Deutschland kommen und leben, um die deutsche Kultur zu entdecken, neue Sitten und Bräuchen herauszufinden und neue Leute kennenzulernen.
Welche war eure Lieblingsaufgabe oder Lieblingsaktivität, die ihr bis jetzt gemacht habt?
Kristin: In November habe ich eine Dienstreise zusammen mit Klejdi und Daniel gemacht. Wir sind nach Frankreich gefahren, wo eine Art Arbeitstreffen mit einer Gruppe stattgefunden hat. Sie sind in Nîmes im Europahaus tätig und beschäftigen sich auch mit internationaler Zusammenarbeit und wir haben uns ausgetauscht. Überraschenderweise hat es mir auch sehr gefallen, als ich Kontrollen gemacht habe, ich habe dabei Rechnungen geprüft. Um das am Beispiel vom „EUROCAMP“ zu erklären: die Teilnehmer: innen kommen mit dem Flugzeug oder mit dem Zug an und die Kosten werden über das Projekt getragen. Ich habe geprüft, ob alle Belege da sind, ob sie stimmen und ob die Person das Geld bekommen hat. Das hört sich langweilig an, aber ich habe sehr viel Spaß gehabt!
Klejdi: Die Dienstreise hat mir auch sehr gefallen, wir haben uns mit der französischen Gruppe getroffen und wir haben uns ausgetauscht. Wir haben auch den Bürgermeister von Vauvert getroffen und es gab auch eine Veranstaltung, wo wir ein Denkmal zur Erinnerung an den Krieg gesehen haben. Das war sehr interessant. Abschließend muss ich sagen, dass das Wetter mir auch gefallen hat. Es war nämlich sehr warm und wir sind ans Meer gegangen!
Was habt ihr während dieser Monate gelernt?
Kristin: Ich muss sagen, dass ich schon viel gelernt habe. Zum Beispiel bei Veranstaltungen machen wir häufig Fotos, um das auch in Social Media zu teilen. Dafür habe ich in den vergangenen Monaten schon gelernt, mit der Kamera umzugehen. Natürlich bin ich noch kein Profi, aber es wird von Mal zu Mal besser. Außerdem habe ich schon Workshops mitgestaltet und Veranstaltungen vorbereitet, was ich vorher noch nicht gemacht habe. Zum Beispiel lerne ich beim Sprachcafé, worauf es bei der Planung von Veranstaltungen ankommt. Schließlich habe ich auch gelernt, selbständig zu arbeiten.
Klejdi: Da wir sehr viele Fotos bei Veranstaltungen machen müssen, habe ich auch die Kameras besser kennengelernt. Außerdem habe ich gelernt, wie ich Projekte mit Jugendlichen machen kann. Zum Beispiel sind wir im November in eine Schule gegangen und da haben wir ein Workshop für die Schüler: innen organisiert. Der Name dieses Projektes ist „Europa geht weiter“ und dafür haben wir über die Geschichte und die Politik der EU gesprochen und danach haben wir den Schüler: innen Möglichkeit aufgezeigt, Europa zu entdecken. Zum Beispiel durch Freiwilligendienst, durch die sogenannte „Interrail“ oder durch Jungenbegegnungen wie das „EUROCAMP“.
Luna: Ja, stimmt. Außerdem sind wir auch verantwortlich für Social Media und wir müssen nach den Veranstaltungen einige Beiträge erstellen, damit immer mehr Leute informiert werden. Somit habe ich gelernt, Projekte zu promoten und neue Apps zu benutzen, um erfolgreiche Beiträge zu machen. Gehen wir weiter: Wie kann dieses Projekt euch helfen, selbständiger zu werden und aufzuwachsen?
Kristin: Dieses Projekt ist etwas komplettes Neues für mich und das hat mich selbständiger gemacht, weil ich allein mit der neuen Situation zurechtkommen musste. Außerhalb der „Schulblase“ findet das Leben nämlich ein wenig anders statt, als ich es gewohnt war. Mir werden sehr viele Aufgaben anvertraut, die allein oder in Team zu bewältigen sind. Auch der Umgang mit Menschen durch die vielen verschiedenen Veranstaltungen und der dadurch entstehende Kontakt zu Menschen helfen dabei sehr, wie ich festgestellt habe.
Klejdi: Wie auch Kristin gesagt hat, dieses Projekt ist etwas komplettes Neues für mich. Jeder Tag ist eine neue Erfahrung, sodass ich sehr viel lernen kann. Zudem gibt es auch Zeit, um meine Kreativität zu entwickeln. Ich muss nämlich während dieses Jahres mein eigenes Projekt entwerfen. Natürlich muss ich vorher eine Idee haben und danach kann ich mein Projekt planen und durchführen.
Was motiviert euch?
Kristin: Ich gehe jeden Tag motivierter zur Arbeit, als ich je zur Schule gegangen bin. Ich glaube das liegt größtenteils an den Mitarbeiter: innen hier. Ich arbeite sehr gerne mit den Mitarbeiter: innen der Auslandsgesellschaft zusammen, wir haben viel miteinander zu tun und das Arbeitsklima ist sehr gut. Der zweite Grund ist die Vielfalt an Aufgaben und Aktivitäten, die wir haben. Jeden Tag gibt es etwas anders zu tun, das ist sehr spannend und so habe ich nie das Gefühl: „Ach, ich muss noch das machen! Ach, heute gibt es schon das im Programm“.
Klejdi: Was mich motiviert, ist die Arbeit selbst! Tatsächlich, da wir viele unterschiedliche Projekte organisieren müssen, sind meine Aufgaben nie langweilig und ich habe immer Spaß. Zudem motivieren meine Kollegen: innen mich sehr viel, sie helfen mir immer, wenn es ein Problem gibt dieses zu lösen. Schließlich motiviert mich die Sprache auch sehr viel. Da wir bei der Arbeit die ganze Zeit Deutsch sprechen, ist es eine gute Gelegenheit, meine Fähigkeiten zu verbessern.
Luna: Ja, ich stimme zu. Ich muss sagen, dass was mich am meisten motiviert, ist, dass ich jeden Tag etwas Neues entdecken kann. Ich organisiere und promote neue Projekte, ich mache Interviews, ich entwerfe Flyer für neue Veranstaltungen und noch viel mehr.
Jetzt nur zwei Fragen für Klejdi: Wie geht’s mit Deutsch? Was würdest du Leuten, die Deutsch lernen möchten, empfehlen?
Mit Deutsch geht es fast gut! Ich lerne selbst zu Hause: ich lese Bücher, ich sehe Animationsprogramme und höre Podcast. Außerdem besuche ich drei Mal pro Woche den Kurs „Deutsch im Alltag“, das heißt einen Kurs, der von der AGSA angeboten wird. Bianka Mopita, eine Mitarbeiterin der AGSA, ist die Lehrerin und wir sprechen immer über verschiedene Themen, damit ich viele neue Wörter entdecken kann und mein Deutsch verbessern kann. Leuten, die Deutsch lernen möchte, empfehle ich, Bücher zu lesen, Filme mit Untertiteln zu sehen, Musik zu hören und natürlich sehr viel zu sprechen; das ist das Wichtigste.
Schließlich was wünscht ihr euch für dieses Jahr?
Kristin: Ich wünsche mir, dass es so weiter geht, wie es schon angefangen hat. Ich freue mich, wenn das Sprachcafé noch weiter voranschreitet. Ich freue mich auch, wenn die Vorbereitungen zum „EUROCAMP“ anfangen und wenn das „EUROCAMP“ stattfindet, denn das ist eine sehr große Veranstaltung. Insgesamt wünsche ich mir, mit Hilfe dieses Projektes viel über mich und Neues zu lernen, was ich dann später im Leben mitnehmen kann.
Klejdi: Mein Wunsch ist es, das begonnene Projekt erfolgreich abzuschließen und meine Aufgaben bestmöglich zu erfüllen. Aus persönlichen Gründen möchte ich auch mein Deutsch verbessern, um meinen Traum, in Deutschland zu studieren, weiterführen zu können.
Luna: Das wünsche ich mir auch und ich hoffe, dass wir zusammen viele neue Projekte organisieren können und jedes Mal etwas Neues über uns und über diese Arbeit lernen. Vielen Dank für eure Zeit!