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WE ARE PART OF CULTURE im einewelt haus - Einblicke in eine besondere Ausstellung

Seit dem 11. August wird im einewelt haus Magdeburg die Ausstellung WE ARE PART OF CULTURE mit ergänzenden Werken von WESENsART gezeigt. Im Rahmen der Interkulturellen Woche haben die Gleichstellungsbeauftragte Heike Ponitka und der Integrationsbeauftragte Krzysztof Blau sich durch die Ausstellung führen lassen. Hier werfen wir einen Blick auf die Ausstellung und die Eindrücke, die sie hinterlassen hat. Die Ausstellung wurde aufgrund des positiven Feedbacks bis Ende des Jahres verlängert. 

 

Im Rahmen der Aktionswochen zum Christopher Street Day in Magdeburg wurde im August die Ausstellung im einewelt haus eröffnet. Holger Edmaier als Kurator der Ausstellung und Geschäftsführer von 100%Mensch gab dabei einen Einblick über die Entstehungsgeschichte und Relevanz der Thematik. Loki J von Dorn gab als ukrainischer Queer-Aktivist einen bewegenden Einblick in der Situation queerer Menschen während des Kriegs in der Ukraine.

 

Geschichte wurde neu geschrieben

 

Queere Persönlichkeiten sind und waren schon immer Teil der Gesellschaft und haben durch ihr Wirken Geschichte geschaffen und Geschichte geprägt. Dennoch wurde ihre queere Identität oft versucht zu verstecken, sie wurde verleugnet und verschwiegen. Es konnte nicht sein, was nicht sein darf. Ihre queere Identität war dennoch wichtiger Teil ihrer Lebenswirklichkeit. Geschichte wurde neu geschrieben und das Bild angepasst. 

 

Die Ausstellung zeigt mit über 40 Werken viele sehr bekannte und historisch einflussreiche Persönlichkeiten in eigens dafür geschaffenen Kunstwerken von 18 Künstler*innen. Entstanden sind dabei viele einzigartige Bilder, jedes in seinem eigenen Stil, welche die Vielfältigkeit und Besonderheit der Persönlichkeiten widerspiegeln. Die Biografien sind in acht Sprachen verfügbar und beim Ausstellungsbesuch über einen QR-Code abrufbar.

 

Unter anderem wird die Geschichte von Christina von Schweden erzählt. Sie war im 17. Jahrhundert Königin von Schweden, ihr außergewöhnlicher Lebensstil sowie ihre Interessen waren für eine Frau ihrer Zeit sehr ungewöhnlich. Sie hatte eine tiefe Stimme und bevorzugte als männlich gelesene Kleidung und Haarschnitte. Nach ihrer Geburt hielt man Christina zunächst für einen Jungen. Sie erhielt eine "männliche" Erziehung und Ausbildung. Offenbar waren ihre Körpermerkmale nicht eindeutig, was bis heute Gerüchte über eine mögliche Intersexualität schürt.

 

Auch Leonardo Da Vinci findet sich unter den ausgestellten Persönlichkeiten, die sexuelle Orientierung da Vincis ist umstritten. Leonardo da Vinci war nie verheiratet oder hatte je eine bekannte Beziehung mit einer Frau. Ihm wurde vorgeworfen, mit einem Sexarbeiter sexuellen Kontakt gepflegt zu haben. Auch zu seinem Schüler Salai soll er eine Beziehung gehabt haben. Schon der erste Biograph da Vincis stellte die These auf, dass die Mona Lisa eigentlich einen Mann darstelle. Viele weitere teils überraschende Persönlichkeiten und Geschichten lassen sich in der Ausstellung entdecken. 

 

Die Werke von WESENsART ergänzen die Ausstellung passend dazu mit einigen herausragenden Werken von Kirsten Mengewein, die bekannte Personen zeigen, die sich gegen Diskriminierung eingesetzt haben wie Martin Luther King oder RuPaul Charles. 

 

"Türöffner für neue Perspektiven im multikulturellen Bildungszentrum ewh"

 

Heike Ponitka als Gleichstellungsbeauftragte und Krzysztof Blau als Integrationsbeauftragter der Stadt Magdeburg haben sich durch die Ausstellung im Rahmen der Interkulturellen Woche 2022 führen lassen und waren sichtlich bewegt. Beide betonten die Bedeutung der Ausstellung. Heike Ponitka dazu: „Die Ausstellung ist für mich sehr beeindruckend und unwahrscheinlich wichtig ist es auch, sie an diesem Ort zu zeigen. Vielen Menschen, die in diesem multikulturellen Bildungszentrum zusammenkommen, wird, auch wenn sie nicht extra die Ausstellung besuchen,die Möglichkeit gegeben, sich mit dem Thema queeres Leben auseinander zu setzen und die Texte über die vielfältigen Biografien zu lesen. Dies kann ein Türöffner für neue Perspektiven sein“. Auch Krzysztof Blau zeigte sich beeindruckt: “Für mich als Integrationsbeauftragten ist es sehr wichtig, dass die Ausstellung hier im einewelt haus gezeigt wird. Ich freue mich, dass wir auf das besondere Thema aufmerksam machen können und damit zur Sensibilisierung der Gesellschaft beitragen.“ Er selbst habe sich bisher wenig mit dem Thema beschäftigt, die Ausstellung habe ihm aber dieses für ihn neue Themenfeld geöffnet. „Viele Geflüchtete, viele Zugewanderte nach Magdeburg, verlassen ihre Heimatländer aufgrund von Diskriminierung und Verfolgung, aufgrund ihrer queeren Identität. In Deutschland erleben sie oftmals ähnliche Diskriminierung, das ist dann für Betroffene eine besonders kritische Situation.“, so Krzysztof Blau weiter. 

 

Heike Ponitka regte in den Gesprächen vor Ort an, auf den Anstoß der Ausstellung aufzubauen. So könnten Führungen für Schüler*innen, aber auch für Institutionen angeboten werden, um Denkanstöße zu liefern und für das Thema zu sensibilisieren. 

  

„Stadt Magdeburg sollte mit Zeichnung der Charta der Vielfalt deutliches Signal senden“

  

Krzysztof Blau setzte sich in einem Appell auch erneut deutlich dafür ein, dass die Stadt Magdeburg als größter Arbeitgeber der Region die Charta der Vielfalt mit zeichnet und damit ein deutliches Signal in ihre eigenen Strukturen senden. Sachsen-Anhalt habe generell vergleichsweise wenig Arbeitergeber und Institutionen die sich den Zielen der „Charta der Vielfalt“ angeschlossen haben, so Blau.  

 

Die Charta der Vielfalt ist eine Arbeitgebendeninitiative zur Förderung von Vielfalt in Unternehmen und Institutionen. Sie wurde im Dezember 2006 von vier Unternehmen ins Leben gerufen und wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Staatsministerin Reem Alabali-Radovan, unterstützt. Ziel der Initiative ist es, die Anerkennung, Wertschätzung und Einbeziehung von Vielfalt in der Arbeitswelt in Deutschland voranzubringen. Organisationen sollen ein Arbeitsumfeld erschaffen, das frei von Vorurteilen ist. Alle Mitarbeiter*innen sollen Wertschätzung erfahren, unabhängig von Alter, ethnischer Herkunft und Nationalität, Geschlecht und geschlechtlicher Identität, körperlichen und geistigen Fähigkeiten, Religion und Weltanschauung, sexueller Orientierung und sozialer Herkunft. Das Herzstück der Initiative ist eine Urkunde. So ist die Charta der Vielfalt im wörtlichen Sinn und eine Selbstverpflichtung der Unterzeichnenden, Vielfalt und Wertschätzung in der Arbeitswelt zu fördern. Über 4.800 Unternehmen und Institutionen mit insgesamt 14,9 Millionen Beschäftigten haben die Charta der Vielfalt bereits unterzeichnet, und kontinuierlich kommen neue Unterzeichner*innen hinzu. Träger der Initiative ist seit 2010 der gemeinnützige Verein Charta der Vielfalt e. V., Bundeskanzler Olaf Scholz ist Schirmherr der Initiative. 

 

Die Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt hat die Charta auch unterzeichnet, eine Selbstverpflichtung der Stadt könnte hier als positives Signal und Beispiel auch zur weiteren Verbesserung sowie Förderung der Diversität einen Beitrag leisten. Heike Ponitka und Krzysztof Blau machten sehr deutlich, dass es notwendig ist, dass die Stadt Magdeburg den Prozess der Umsetzung der Charta unterstützt und sich dafür einsetzt. 

Heike Ponitka machte auf die Unterzeichnung der „Europäischen Charta zur Gleichstellung von Frauen und Männer auf lokaler Ebene“ in 2015 als wichtigen Schritt in Richtung moderner Gleichstellungspolitik und Diversität in Magdeburg aufmerksam. Dazu werden alle 4 Jahre aktuelle Maßnahmen gemeinsam erarbeitet und umgesetzt - eine Verbindung zur Charta der Vielfalt wäre gut möglich. 

 

Ausstellung in acht Sprachen noch bis Ende 2022 im ewh zu sehen

 

Die Ausstellung kann noch bis Ende des Jahres, nach Anmeldung, zu den Öffnungszeiten des einewelt haus besucht werden. Es lohnt sich auf jeden Fall die Werke zu sehen und sich von den Geschichten hinter ihnen zu überraschen lassen. Die Geschichten dieser Menschen bieten neue Perspektiven auf die Vergangenheit und zeigen welchen Einfluss vermeidlich kleine Details auf unser Bild von der Vergangenheit haben können.

 

Öffnungszeiten

 

Montag - Freitag

8.00 - 18.00 Uhr

(bis 31.12.2022)

 

Anmeldung im Info-Büro (3. Etage)